Sonntag, 17. März 2013

Raw vs JPEG

Heute möchte ich wieder einen KnowHow Artikel schreiben. Bei Themen wie Composition oder künstlerische Gestaltung kann ich wohl noch niemandem wirklich eine Hilfe sein und davon lasse ich definitiv vorerst die Finger.
Heute möchte ich einen zum Teil technischen Aspekt ansprechen der aber eigentlich gar nicht so viel mit Technik zu tun hat: In welchem Format speichere ich meine Shots?

Für mich war das eigentlich nie eine Frage denn wenn ich einfach nur simpel ein Foto haben möchte dann brauche ich keine DSLR. Eine DSLR ist für mich, wie ich schon früher hier geschrieben habe, ein Tool das einem Kontrolle über das Foto gibt. Warum sollte man zuerst die Kontrolle übernehmen und dann einen entscheidenden Teil der Automatik überlassen?

Genau das ist JPEG - die RAW Information wird durch die Bildverarbeitung in der Kamera gejagt und man erhält das JPEG. Einige Parameter hat man dabei unter Kontrolle (Weißabgleich,...) aber eben nicht alle. Qualitativ sind die Bilder ohne Frage gut aber man überlässt die Kontrolle der Kamera und hofft darauf, dass alles passt.

In Wahrheit ist es schwieriger ein perfektes JPEG zu bekommen als dieses aus einem RAW zu entwickeln. Jeder Parameter wie eben der Weißabgleich muss zum Zeitpunkt des Shots bereits vorgewählt sein. Es gibt einige Stimmen die sagen man müsste das Bild in der Kamera richtig hin bekommen und, dass JPEG natürlicher wäre und Nachbearbeitung Schummeln oder Kompensation von Nicht-Können.

Dem möchte ich absolut widersprechen denn um das JPEG perfekt hin zu bekommen muss man sich mehr mit der Kamera beschäftigen als mit dem was eigentlich zählt - dem Bild. Man muss seine Kamera sehr gut kennen um zu wissen wie sie reagiert - das ist natürlich nie verkehrt aber dabei wird leicht übersehen, dass man sich auf die automatische Nachbearbeitung der Kamera einstellt und sonst nichts. Ein JPEG ist per Definition nachbearbeitet weil es durch den Bildprozessor läuft wo etwa der Weißabgleich gemacht wird. Das RAW ist die Bildsensorinformation, also das digitale Gegenstück zum analogen Negativ.

Es ist natürlich schon wahr, dass man bei einem RAW Fehler korrigieren kann. Eine Belichtungsstufe auf oder ab ist überhaupt kein Thema und dabei hat man noch nicht mal angefangen wirklich mit dem RAW zu arbeiten. Man kann Unmengen aus einem Bild herausholen, seinen es dunklere Bereiche, Farbtöne oder was auch immer. Ich möchte hier gar nicht so sehr darauf eingehen denn es gibt zahlreiche Tutorials wie man etwa in Lightroom (oder welchem Programm auch immer) was machen kann.

Das Ziel sollte aber natürlich auch in RAW ein technisch korrekter Shot sein, also den Shot bei der Aufnahme auf den Punkt zu haben. Man kann viel machen aber einen vermurksten Shot zu korrigieren ist dann wirklich mit Zeitaufwand verbunden und das sollte nicht das Ziel sein. Ich habe mal irgendwo gelesen 2 Minuten pro RAW Maximum und das empfinde ich fast schon als zu viel für einen Standard Edit (sofern man mit seinem Programm vertraut ist).

Der viel wichtiger Punkt für mich ist der, dass man sich ernsthaft mit seinen Shots auseinandersetzt. 

Ich denke jeder kennt das aus seiner Zeit mit einer Kompaktkamera - man macht Fotos, schaut sie sich ein, zwei mal an und dann liegen sie auf der Platte, die besten werden eventuell gedruckt oder geshared aber wirklich beschäftigen tut man sich damit nicht.

Fotografiert man in RAW zwingt man sich implizit dazu jedes Foto anzusehen, Fehler zu bemerken und im Idealfall zu korrigieren aber man lernt noch viel mehr von den Shots die eben nichts geworden sind. Man hat das Resultat am großen Monitor vor sich und sieht falsch gesetzte Fokuspunkte, falsch gewählte Blenden, zu hohe ISO oder schlecht gewählte Belichtungszeiten um einen Effekt zu erzielen.

Es ist absolut in Ordnung Fehler zu machen - jeder macht die und gerade am Anfang will man ja lernen und dabei geht nun mal auch etwas schief! Wie soll man aber lernen wenn man sich nicht die Zeit nimmt die Fehler zu analysieren? Genau diese Chance bietet das RAW Format und alleine das wäre schon die zusätzliche Zeit für die Nachbearbeitung wert.

Man hat aber darüber hinaus auch wirklich die Chance am Charakter eines Bildes zu drehen. Ein Foto kann durch eine leichte Veränderung des Weißabgleich den gesamten Charakter ändern oder man hebt Bereiche hervor die einem zum Zeitpunkt der Aufnahme überhaupt nicht bewusst aufgefallen sind - die Möglichkeiten sind fast grenzenlos.
Ich möchte aber auch davor warnen es zu übertreiben denn man kann sehr schnell übers Ziel hinausschießen und einen Edit vor sich haben der einfach überzogen ist. Man kann das sicher als Stilmittel einsetzen aber ich versuche das natürliche Aussehen nicht zu sehr zu verdrehen.



Das folgende Foto ist, finde ich, ein ganz gutes Beispiel. Ich habe diesen Shot gerade erst in Linz gemacht, es war um die Mittagszeit, also nicht unbedingt die spannendste Zeit für schönes Licht und Schattenspiel, aber ich hatte das Gefühl, dass es in Schwarz/Weiß wirken wird. Also kurz überlegt und abgedrückt.


In der Nachbearbeitung habe ich es einfach mal Standard nach Schwarz/Weiß konvertiert. Das war ok aber so wirklich gewirkt hat es nicht - also ab in die RAW Trickkiste. Zuerst mal habe ich die dunklen Bereiche unten links etwas zurück geholt, die Lichter in den Wolken reduziert um eine Struktur sichtbar zu machen und etwas die Konturen geschärft. Danach ging es an die Schwarz/Weiß Feinabstimmung in der man die Ausprägung der Farben im Schwarz/Weiß Kanal anpassen kann. Das Blau des Himmels etwas dunkler, die Farben der Fassaden auch etwas angepasst und heller oder dunkler gezogen und als Abschluss noch eine leichte Vignette darüber gelegt.
Wie gewünscht hat der Himmel eine gewisse Dramatik, es gibt echtes Schwarz im Bild und auch Weiß was, finde ich, in einem Schwarz/Weiß einfach vorhanden sein sollte. In einem reinen JPEG hätte ich diese Optionen einfach nicht gehabt oder überhaupt nicht erst abgedrückt denn in Farbe hat es auf mich  nicht gewirkt.


Mein Faszit und TL;DR

Die RAW-Nachbearbeitung gibt einem ein Werkzeug in die Hand mit dem man sowohl seinen Bildern den letzten Schliff geben kann aber auch eine Menge durch die Beschäftigung mit dem Bild lernt.
Wer auf Dauerfeuer fotografiert und meint der Aufwand ist zuviel sollte sich eventuell überlegen ob es nicht mehr Sinn machen würde nur abzudrücken wenn es den Aufwand wert ist.


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